3SERIE TONSTUDIOS
M usiker zu erfüllen. D afür m uss ich m ich
für ihre W ünsche interessieren, den n es
gibt viele W ege, einen M ix klanglich aus-
zurichten, die alle ihre B erechtigung h ät-
ten. M ir ist es deshalb am liebsten, w enn
ich die M usiker bei m ir am P ult habe.
7.
Sinn entw ickeln, was die M usik sein
könnte, welches Potenzial in ihr steckt. D u
fragst dich: W ie klingen die besten Rock-,
Jazz-, O rchester-, Singer/Songwriter- oder
eben Polka-Platten. D an n versuchst du
diese nachzuem pfinden, u n d w enn es dir
gelingt, giltst du bald als Spezialist.
I
U n d w as ist m it dem H ö rer u n d d er A r t
d er M usik?
Die sind ganz wichtig! Soll n u r oberfläch-
liche A ufm erksam keit erzeugt w erden,
oder richte ich m ich an ein Publikum , das
in die M usik eintaucht? G erade bei Pop
triffi das längst nicht im m er zu. Die Leute
interessieren ganz andere Dinge. D a geht’s
um Starrum m el, Show,
Blitzlichter u n d Explo-
sionen. D as ist E nter-
ta in m e n t u n d ü b e r-
h au p t nicht falsch, hat
aber nichts m it M usik
zu tun. Ich sitze, höre
M usik u n d lasse m ich von ih r gefangen
nehm en. A ndere m achen das vielleicht
nicht. Bei denen dudelt’s n u r im H inter-
grund, w ährend sie werweißwas tun. Oder
sie h ö ren die M usik, weil ihre F reunde
drauf stehen und sie m itreden und akzep-
tiert sein wollen. Das m uss m an bedenken.
Gleiches gilt für den Musikstil. Polka oder
H ip-H op zünden n u r dann, w enn sie den
H örer auch klanglich in bestim m ter Weise
ansprechen, ihm Energie geben, ihn anre-
gen, sich zur M usik zu bewegen (schwingt
auf seinem Stuhl h in und her).
I
U n d B ern ie G ru n dm an leg t d ie L unte!
N u n ja, M astering ist d er reflexive P art
der M usikbranche, denn es ist die letzte
Chance, etwas an der A ufnahm e zu „dre-
h en “, bevor diese veröffentlicht wird. Ein
M astering-Ingenieur m uss deshalb einen
» M
a n m
u s s d e n
7
. S
i n
n
h a b e n , w
a s i n
d e r M
u s i k s t e c k t «
I
M u ss m an denn alles gleich g u t können?
V om A nspruch her ja. M an hat alle A rten
v o n M usik, die h erein k o m m en , v o ru r-
teilsfrei zu akzeptieren. Als Teenager war
ich ein großer Snob. Für m ich gab’s n u r
Bebop u n d Klassik. H eute sage ich: „Live
and let live“. A uf einer P arty spielt m an
eb e n
T a n z m u -
sik. K ein a n d e -
rer Stil k an n das
le iste n , w as sie
tu t. A lso h at sie
ihren Platz in der
W elt. W enn m an
sie gering schätzt, w ird m an nie eine gute
T anzplatte m achen. K urzum : Es gehört
eine klare V o rstellu n g dazu, was diese
oder jene M usik großartig klingen lässt.
D afür brau ch t m an In tu itio n , vor allem
aber reichlich E rfahrung.
I
D a ist m an b e stim m t sta rk vo m an ge-
lieferten M a te ria l abh än gig. W ie ist es
d a ru m bestellt?
G anz unterschiedlich. W ir kriegen sowohl
von den M ajors wie auch G aragenbands
m it kleinem Studio säm tliche Q ualitäten
fürs M asterin g ‘rein. Leider m uss m an
sagen, dass viele L eute keine A h n u n g
haben, was sie tun. Sie k ö n n en zw ar ihre
M aschinen bedienen u n d sind fasziniert
v o n d en M ö g lich k eiten , die m o d e rn e
A ufnahm e- u n d M astering-Program m e
bieten. A ber viele rechnen n icht m it den
V erlusten. Die Bequem lichkeit h at n äm -
lich ih ren Preis. M an m eint: Prim a, ich
kan n alles tu n , was ich will, dieses u n d
jenes Plug-In verw enden, denn es ist ja im
C om puter. Das ist vollkom m ener Blöd-
sinn! Es verhält sich genau andersherum !
M an k an n nichts, au ß er vielleicht E di-
tieren, m it dem C om puter tun, ohne an
Q ualität einzubüßen.
I
A b e r das lä u ft doch alles a u f d ig ita ler
B asis u n d so llte w eitg eh en d verlu sta rm
sein, oder?
Schön w är’s! D igitaltechnik ist klasse zum
A rchivieren. A ber alles, was m it Pegel zu
tu n hat, u n d sei es n u r ein Z ehntel D ezi-
bel, geht auf die Qualität. Equalizer, K om -
pressor, H alloptionen und all die anderen
G adgets führen in der Sum m e zu einem
unm usikalischen, „m echanischen“ Klang-
bild. Solche M ixe frustrieren m ich regel-
m äßig, weil ich an denen oft n icht m ehr
viel m achen kann, denn ihre innere Struk-
tu r ist einfach u n m usikalisch. M anche
der neuen M astering-Ingenieure stecken
m it ihrem K opf so tief im C om puter, dass
sie nichtm al m eh r ihre A b hörm onitore
benutzen. Die jauchzen, „schau m al, wie
ich dies u n d das beeinflussen k an n “, und
m erken gar nicht, dass sie das Leben aus
der P erform ance stranguliert haben. Das
ergibt am E n d e ein en k ratzb ü rstig en ,
schm ierigen u n d zerfaserten Soundm üll.
Einfach furchtbar!
I
So schlim m ?
F ür m ich schon! Es reich t eben nicht,
irgendw elche P lug-Ins zu kaskadieren.
D eshalb klin g t ja alles gleich, w eil es
d u rch dieselben P ro g ram m e läuft, die
ih ren F in g erab d ru ck im S ound h in te r-
lassen wie ein Filter in Fotos. Das ist wie
D e r V i n y l - S c h n i t t
Z
wei Neumann-Schneidemaschinen warten
auf Folien. Der Schneidekopf der einen wird
von Röhren-Elektronik, der der anderen von
einem kräftigen Transistor-Amp angesteuert.
Für Mono-Schnitte gibt's spezielles Equipment.
Angst, dass ihm im Servicefall der Nachschub
ausgehen könnte, hat er nicht. Damit nichts
passiert, schützen Limiter die empfindlichen
Spulen in den Schneidköpfen vor Überlas-
tung. Wie in allen Räumen, kann man über
Tannoy-Monitore mithören. Hier bitte leise, um
jedweden Einfluss auf die Schneideapparatur
zu vermeiden.
vorherige seite 58 Stereo 2014-07 lesen sie online nächste seite 60 Stereo 2014-07 lesen sie online Nach hause Text ein/aus